Sie lesen die Ausgabe: Die Actien-Börse vom 15.08.2024

Nr. 33/24 Die Actien-Börse

Bernecker Briefkopf
Actienboerse Briefkopf

Sehr geehrte Damen und Herren,


der stürmische Börsenherbst ist noch nicht vorbei, aber bietet die ersten Rabatte für Investments.

Die enorme Bandbreite der Korrekturen bis - 50 % und teilweise + 25 % als Erholungsansatz enthält erhebliche psychologische Gründe. Der bekannteste Investor der Welt gehört ebenso dazu wie die Chefs des größten KI-Profiteurs, die in 3-stelligen Millionen Kasse machten. Das aktuelle Bild dazu ist:


Die Bank of Japan schaltete auf den jüngsten Unfall blitzschnell.

Sie zog nach dem Minusrutsch um 25 % für den Nikkei sofort um und verzichtet auf jedes Risiko. Damit versucht sie den Markt zu beruhigen, aber noch keineswegs zu ordnen. Die Carry Trades haben eine Größenordnung von angeblich über 40 Bio. Yen als Bruttosumme aller Engagements. Etwa die Hälfte soll abgewickelt sein, der Rest ist noch offen. Wie gehabt:

Vorbild für die Carry Trades sind zwei ähnliche Fälle mit gleicher Wirkung: 1997 mit der Spekulation gegen den Thailand-Baht. 1998 machte der Hedgefonds LTCM vor, wie man mit der Theorie eines Nobelpreisträgers den ganz großen Schnitt macht: 4 Mrd. $ Eigenkapital standen für ein Portfolio von ca. 28 Mrd. $, deren Absicherung rd. 80 Mrd. $ bedurfte und das besonders kluge Investment lag in Russenanleihen. Das Ganze also dieses Mal auf Japanisch.

Die ETF-Szene wird ebenfalls nervös. Im MSCI World-Index ist die halbe Welt engagiert, insbesondere viele Kleinaktionäre. Das Schwergewicht in fast allen MSCI-Indizes sind jedoch die bekannten sieben Big Boys der Tech-Szene, die im Fall einer nur 20 bis 25 %-Korrektur glatte 4 Bio. $ verbrennen und sämtliche Indizes natürlich gravierend berühren, siehe dazu Seite 2. Es handelt sich durchweg um technische Korrekturen. Aber:

Beruhigungspredigten der Banken und Investmentberater greifen zu kurz. Die Spekulationen auf umfangreiche Zinssenkungen gingen bereits schief. Wie es weitergeht, ist völlig offen. Es ergibt sich also ein Widerspruch zwischen Erwartung und psychologischer Hoffnung und der Faktenlage aus der realen Wirtschaft. Wie spannend dies abläuft, erklären wir ebenfalls auf Seite 2 für den Fall Deutschland. Darin liegen für den Herbst beschriebene Unsicherheiten. Denn:

Die zwei Notenbanken lügen. Sie unterstellen ein Inflationsziel als Richtlinie, was in dieser Form fast unmöglich ist. Sie erklären offen, beruhigen zu wollen, schaffen aber Illusionen. Ähnlich wie vor drei Jahren verkaufen sie theoretische Thesen, die politisch gut gemeint sind, aber in der Realität nicht greifen. Politische Wunschvorstellungen gehören dazu. 

Resümee: Stürmisch ist wörtlich zu nehmen. Es gibt positive und negative Aspekte, die unterschiedlich wirken, aber insgesamt den Vorteil haben, dass am Ende die Realitäten zu Aktienkursen führen, die berechenbar sind. Auf die Bewertung der militärischen Konstellationen in Nahost und der Ukraine ist in dieser Situation zu verzichten, aber wir kündigen an: Sie bleiben wichtige Begleiter der allgemeinen Wahrnehmung von Risiken im Umfeld der öffentlichen Meinung. 

LEITLINIE:


Der MSCI World-Index ist die wichtigste globale Leitlinie für alle Märkte und sehr viele Investoren.

Seit über 14 Jahren prägte er das Trendbild vor dem Hintergrund umfangreichen Gelddruckens der Notenbanken und damit der allgemeinen Liquidität für alle Märkte.

Er steht nun auf dem bereits erwähnten Prüfstand. Denn dieser Index ist kein wirklicher internationaler Schnitt, sondern zu zwei Dritteln ist er amerikanisch. Das hat Vor-, aber auch Nachteile. Wie weit lässt sich das Risiko abschätzen?

Der Rückbau der amerikanischen Tech-Szene ist vielfach diskutiert worden. Wie sich die einzelnen ETF-Konstrukte darauf nun neu ausrichten müssen, entscheidet sich in den nächsten Monaten, wahrscheinlich schon bis zum Jahresende. In der AB 21/24 hatten wir das Thema bereits diskutiert, denn:

Der Rückbau erfolgt nicht über einen Crash oder Blitzschlag, sondern relativ sicher gesteuert von den amerikanischen Finanzadressen nebst Fed. Den aktuellen Stand erklären wir auf Seite 7. Gleichwohl geht es um Billionen und nicht Milliarden. Eine hohe Volatilität gehört dazu. Laut Umfrage der BANK OF AMERICA reduzieren die großen Fonds ihre Aktienquoten und erhöhen die Barquote auf 4,3 %. 


Im deutschen Inflationstrend steckt eine Besonderheit.

Wir schreiben unsere bisherige Einschätzung fort, die von der jüngsten ZEW-Umfrage indirekt bestätigt wird. 

In der deutschen Inflation stecken zwei Besonderheiten. Die wahren Preise aus der Produktion haben die Spitze überschritten und dürften sinken. Doch alle Preise für Dienstleistungen nehmen überproportional zu. Z. B. von ver.di erkämpfte Tarifanhebungen über 12 % führen unweigerlich dazu, dass die Kerninflation kaum noch sinken kann. Eine 2-%-Rate ist deshalb unseriös, doch kein deutscher Fachmann traut sich dies öffentlich zu erklären. 

Die EZB kann diesen Sachverhalt ebenfalls nicht ignorieren. Sie wird also weiter mit Worten jonglieren, um der Öffentlichkeit eine Art Durchschnittslösung für die Eurozone zu erklären. Darin liegt keine wesentliche Gefahr, aber psychologische Belastungen. 


Das DAX-Sentiment (laut Umfrage Handelsblatt) lässt weiterhin beide Möglichkeiten offen:

Einen weiteren Schritt nach unten im DAX oder einen Ausbruch nach oben in neue Rekorde. 

Die erste Korrektur mit rd. 17.000 ist gelaufen und wurde vom Stimmungsbild bestätigt. Für den Ausbruch nach oben fehlt der aktuelle Grund. Infrage kommt dafür eine Entscheidung in der deutschen Politik.

Die gesamte Konsolidierung der letzten vier Wochen bewegt sich auf einem Umsatzvolumen deutlich unter 3 Mrd. € im DAX. Im MDAX sind es weniger als 300 Mio. €. Eine Schätzung der Barquoten der aktiv arbeitenden Fonds gibt es nicht. Sie dürfte aber dem zitierten amerikanischen Vorbild folgen. 

SCHWERPUNKTE: CONTINENTAL


Der CONTINENTAL-Spin-off wird eine Wette mit doppeltem Boden.

Die Zielkurse der Banken liegen zwischen 70 € (DT. BANK) und 100 € (JPMORGAN). Das sind 16 oder 66 % Gewinnpotenzial. Vorbehaltlich der Details ist erkennbar: Die abgespaltene Automotive mit rd. 20 Mrd. € Umsatz fällt mit der Börsennotiz auf ein Tief von wahrscheinlich 7 bis 8 Mrd. €. Der andere Teil mit der Reifensparte hat dagegen ein Potenzial, das sich an MICHELIN und PIRELLI orientiert. Der Großaktionär SCHAEFFLER will beide Teile behalten (45 %).

Der aktuelle Marktwert von CONTI liegt bei 11,7 Mrd. € und lässt sich hochrechnen bis 16/18 Mrd. €. Das bedeutet: Wer jetzt in CONTI investiert, verliert vorübergehend im Spin-off-Teil (Automotive) und gewinnt im Kerngeschäft, Reifen. Deshalb muss er jetzt vorgreifen und nicht erst nach dem Spin-off, denn beide Teile werden unmittelbar nach der Teilung sofort reagieren. Wahrscheinlich ist zudem: 

Automotiv wird anschließend ein Eigenleben führen und ähnlich wie VITESCO ein eigenes Investmentbild ergeben, aber wahrscheinlich nach einer deutlichen Korrektur. Darin liegt der Zwang, entweder jetzt die CONTI-Wette einzugehen oder ganz zu verzichten. 

SCHWERPUNKTE: SIEMENS


SIEMENS-Chef Busch präsentierte sich am 08.08. in Lederjacke nach Vorbild des NVIDIA-Chefs Jensen Huang.

Darin soll wohl eine Botschaft liegen. 

Mit beeindruckend rd. 80 Ergebniszahlen aller wichtigen Konzernabteilungen inklusive positiven Ausblicken glänzte der SIEMENS-Chef, aber mit diesem Endergebnis: Der SIEMENS-Konzernumsatz wächst zwischen 5 und 6 %, das Ergebnis ist am Ende leicht besser.

Ist SIEMENS damit nach einer leichten Korrektur um etwa 20 % ein neues Investment oder liegt ein brauchbarer Boden erst bei 140/145 €? Die erste Zukunftsrechnung startete im November letzten Jahres bei 120 € und erreichte im Zuge der Zinshoffnungsblase 190 €. Das ergab einen Kursgewinn von knapp 50 %. Der neue Start auf der genannten Basis enthält welche Perspektive? 

In einem KGV um 13,8 steckt für sich allein kein brauchbares Potenzial, das ein Investment rechtfertigt. Eine neue Idee à la Huang gibt es nicht. Der Ausbau des Kerngeschäfts über den Kauf von Spezialisten ist ein Ausweg, die Marktbreite zu erweitern. Die Kapitalreserve dafür wird von Busch nicht genannt, aber in München auf 40 bis 45 Mrd. € veranschlagt, inklusive Fremdanteile, ohne dass das Finanzbild von SIEMENS beschädigt würde. Das ergibt eine Mutfrage. Abwarten! 

Konsequenz in der deutschen Tech-Szene des Großformats: Den Vergleich von SAP zu SIEMENS hatten wir mehrfach thematisiert. Zuletzt am 20.07. Das ergibt:

Wer auf Expansion verzichtet und die eigene Forschung nicht forcieren kann, ist kein Investment. 

Wer die starke Seite des Kerngeschäfts forciert, kauft eine Chance und ein Finanzrisiko, aber eine klare Zukunft im Rahmen der internationalen Tech-Szene. Dann schneidet SAP gegenüber SIEMENS besser ab. 

Die Gewichtung beider Titel im DAX ergibt in der Summe rd. 360 Mrd. € oder 24 % des ganzen DAX. Damit ähnlich bedeutsam wie der Autobau. 

Im FOKUS: VONOVIA, DEUTSCHE WOHNEN


Der frühzeitige Einstieg in die drei größten Immobilienaktien war richtig.

Die Zwischengewinne für VONOVIA, LEG und TAG stellen sich im Moment auf 38, 28 und 107 %. 

Der Ansatz der Stabilisierung ist klar erkennbar. Der endgültige Dreh steht in den nächsten sechs Monaten bevor. Ein Teil davon geht auf die Erwartung des Wohnungsmarktes ohne Ampel zurück, der andere Teil auf die Entwicklung der Zinsen, jedoch: Deutschland benötigt rd. 400.000 neue Wohnungen pro Jahr. Niemand kommt daran vorbei. Gleichzeitig steigt der Komfortbedarf im Wohnungsmarkt bezüglich der Quadratmeter. Das ergibt einen stabilen Preistrend. 

VONOVIA ist immer noch der Größte inklusive DT. WOHNEN und das sieht so aus: Der entscheidende Trigger für die deutschen Bestandshalter von Wohnimmobilien ist nicht der aktuelle NAV. Gemessen daran müsste VONOVIA bei 44,48 € oder DT. WOHNEN bei 42,01 € notieren. Beides ist zunächst unrealistisch. Entscheidend für die Einschätzung ist: Das Geschäftsklima im Wohnungsbau hat sich weiter verschlechtert. Die Urteile zur aktuellen Lage und die Erwartungen seitens ifo sind tief im Minus. Eine Erholung im Wohnungsneubau zeichnet sich nicht ab. Daraus resultiert für die Bestandshalter ein entscheidender Vorteil: Steigende Mieten. Im Earnings-Call von VONOVIA verweist CEO Bruch auf diesen Zusammenhang in einer Grafik, welche er als die wichtigste der ganzen Präsentation hervorhob. Demnach beträgt für VONOVIAs größten Markt, Berlin, das durchschnittliche Wiedervermietungspotenzial bis zu 50 % im Vergleich zur VONOVIA-Wiedervermietungsmiete und 175 % im Vergleich zu den tatsächlichen Markt-Wiedervermietungsmieten. Was lässt sich daraus machen?

Für VONOVIA gilt eine Limitstaffel 28 und 26 € mit der Perspektive 36 €. Andererseits:

Oberhalb von 30 € steht die technische Beschleunigung an. DT. WOHNEN mit Schwerpunkt Berlin (rd. 80 %) ist die fundamental günstigere Variante, wobei ein institutioneller Abgeber seit Februar für den Deckel sorgte. Dieser ist nun so gut wie weg. Nur um zur Mutter VONOVIA aufzuschließen, bedarf es Kurse um 27 €. Damit ist DT. WOHNEN ein Kauf. (VS)

Im FOKUS: PUMA


PUMA läuft auf falschen Sohlen.

Die Einschätzung der klassischen Sneaker-Hersteller hatten wir bereits beschrieben. NIKE und PUMA sind bislang die Verlierer und nur ADIDAS konnte mithilfe der Olympischen Spiele seine Sicht verbessern.  

Ein um 1,3 % geringeres Wachstum des Umsatzes im ersten Halbjahr und - 5 % im Gewinn wurden am Markt mit einem dramatischen Absturz von 35 % in der Spitze beantwortet. Das geht zu weit. 

5,25 Mrd. € Marktwert für rd. 8,4 Mrd. € Umsatz bei hervorragender Qualität der Produkte sind der typische Fall einer Erholungsrally, wie auf Seite 1 beschrieben. Auf die unklare Haltung der französischen Aktionärsfamilie Pinault hatten wir bereits hingewiesen. Belege dafür gibt es nicht. Die Bandbreite für Käufe liegt zwischen 34 und ca. 37 €. Erstes Kursziel ca. 50 € und noch vor dem Weihnachtsgeschäft. Auch ein Chefwechsel ist einzukalkulieren. 

Fazit: Zum stürmischen Börsenherbst gehören die beschriebenen deutlichen Korrekturen, die unverzüglich zu nutzen sind. 25 % ist das Minimum, 50 % ist der Idealfall. Wer dagegen auf Topniveau notiert, ist ein Risikofall. Ob sich 38 Mrd. € Marktwert für ADIDAS rechnen, stellen wir in Zweifel. Dennoch ist für diesen Sektor bezeichnend: Jeder der drei Marken benötigt gegen die Konkurrenz aus Asien und teilweise USA eine neue Marketingstrategie. 

NEBENWERTE: BECHTLE


BECHTLE marschiert in die Halbierung.

Als echter IT-Dienstleister kommt es darauf an, wie man die neuen Aspekte der KI-Transformation für den typischen BECHTLE-Kundenstamm organisiert. Die Beschäftigungslage ist in Ordnung, man erhielt sogar einen Großauftrag des Bundes, die Ergebniszahlen sind in Ordnung, aber auch hier: Die durchgreifende Story fehlt. 

5 Mrd. € Marktwert sind für rd. 6 Mrd. € Umsatz und ein KGV von knapp 17 für 2025 ein brauchbarer Ansatz, der jedoch einen Rückenwind seitens des Gesamtmarktes nötig hat. Wo liegt die Kaufbasis? Bei 32/35 € per Ultimo September. Was für BECHTLE gilt, zählt auch für die anderen IT-Dienstleister im Eurorahmen. 

NEBENWERTE: SAF HOLLAND


Wird SAF HOLLAND nach über 163 % Kursgewinn für uns ein neuer Kauf?

Jedenfalls stimmt die Strategie. SAF HOLLAND beweist Managementqualität. Wir ergänzen: 

Der Spezialist für Fahrwerks- und Federungssysteme für Nutzfahrzeuge hat die Marktnormalisierung deutlich besser gemeistert als die Konkurrenz. CEO Geis fuhr frühzeitig Kapazitäten zurück, mit neuem Fokus auf das margenstarke Ersatzteilgeschäft mit einem Anteil von über 38,4 % im 2. Quartal nach 31,2 % im Vorjahr. Wie lauten die nächsten Perspektiven mit der Ausgangslage einer Discountbewertung um KGV 7 bei 788 Mio. € Börsenwert? Von 2021 bis 2024 schaffte SAF auch via Akquisitionen eine deutliche Ausweitung der Umsatzbasis von 1,2 Mrd. € auf geschätzt 2,04 Mrd. € oder beim Gewinn je Aktie von 0,81 € auf ca. 2,12 €. 

Aktuell arbeitet das Management an der Strategie für das Geschäftsjahr 2030, welche im ersten Halbjahr 2025 dem Kapitalmarkt vorgestellt werden soll. Wir sind längst positioniert. Neue Käufe auf tieferem Niveau zwischen 15 und 16 €. Ziel 25 €. (VS)

NEBENWERTE: VARTA, UNIPER, BAYWA

Zwei Aktien sind zurzeit die pure Lotterie, aber mit Witz.

Beide sind kein seriöses Investment, aber können es noch werden. 

Der VARTA-Kurs sprang am Montag auf über 4,84 €. Verwendbare Zahlen gibt es nicht, aber Rechtsgrundsätze. Die Nullstellung aller Aktien, wie bisher beabsichtigt, ist aktienrechtlich zweifelhaft und würde auch beim BGH nicht durchgehen. Nur eine massive Abwertung aller Aktien, z. B. 100 zu 1, wäre jedoch ausreichend, VARTA-Aktien als solche börsengängig zu halten. Wir berichteten darüber bereits vor 3 Wochen. VARTA bleibt mithin auf der Watchlist, denn: Rd. 900 Mio. € Umsatz können auch bei hohen Schulden nicht wertlos sein. HV-Termin 23.09. 

UNIPER ist die zweite Rechtsfrage.

Mit rd. 115 Mrd. € Umsatz als größter Energieverteiler beläuft sich der aktuelle Börsenwert auf 15 Mrd. €, aber mit der Frage verbunden, wie der Bund seine zugesicherte 25-%-Beteiligung nach dem rechtlich wirksamen Einzug der ursprünglich emittierten Aktien zur Rettung von UNIPER verrechnet. Alles sind Rechtsfragen, berühren nicht die Liquidität. Die aktuelle Notiz von rd. 40 € hängt damit rechnerisch in der Luft, aber sicher ist: UNIPER ist mit seiner Situation und den genannten Umsätzen und der sicheren Ertragsqualität eine Wette auf bis 100 % Potenzial nach Erledigung der Rechtsfragen.

Die dritte Wette läuft bereits erfolgreich:

BAYWA wird auf bayerisch/österreichische Art im Kapital neu aufgebaut. Dahinter stehen Kernaktionäre mit rd. 80 % Kapitalanteil in der Summe. Einzukalkulieren ist ein Bezugsrecht für die Vorzüge und die große Differenz zwischen Stämmen und Vorzügen eröffnet weitere Varianten der Kapitalbeschaffung. Wir erhöhen das Anfangsinvestment um 100 %. 

EUROPA: UBS


Die Carry-Trade-Krise traf Europas größten Vermögensverwalter, UBS, mit einem satten 20-%-Abschlag im Börsenwert über 16 Mrd. CHF. 

Bank-Chef Sergio Ermotti hat einiges zu erklären. Betroffen ist nicht die Bilanzsumme und das Kreditgeschäft von UBS, wohl aber die Rolle als Finanzier von Yen-Krediten und dagegen stehenden Assets. Mit rd. 83 Mrd. CHF Marktwert verwaltet UBS inklusive CS Group rd. 4,5 Bio. CHF Vermögenswerte für Dritte. Inwieweit sie selbst in Yen-Kredite engagiert war und ist, wurde am Mittwoch (nach Redaktionsschluss) erläutert. Zürich setzt auf eine Stabilisierung des Kurses in der Bandbreite oberhalb von 20/21 CHF. Wir gehen mit. Die Hochrechnungen für den inneren Wert nach Fusion mit CS Group bewegen sich seitens der Analysten weiterhin in der Größenordnung von deutlich über 45 CHF je Aktie.  

EUROPA: PARTNERS GROUP


Der erfolgreichste Investor als Beteiligungsgesellschaft in Europa ist die zweite Gelegenheit, eine Kurskorrektur zu nutzen.

Sie erreichte bislang nur etwa 10 bis 12 %: PARTNERS GROUP. Wir liegen im Moment mit 13 % im Verlust:

PARTNERS GROUP sammelte im Frühjahr noch rd. 13 Mrd. CHF ein, um Neuengagements einzugehen. Gut 10 Mrd. CHF sind davon noch frei. Wichtig zu wissen: Die drei Gründer sind immer noch die führenden Strategen mit jeweiligen Anteilen von rd. 10 %. Investiert wird ausschließlich in nichtkotierte Titel. Eine größere Beteiligung in Deutschland im Wert von etwa 5 Mrd. € steht zum Verkauf. Das geschätzte Volumen aller Beteiligungen wird in Zürich mit 38 bis 40 Mrd. CHF angegeben. Aktueller Marktwert aber nur 31 Mrd. CHF. Deshalb korrigierte der Kurs auch relativ bescheiden von 1.310 CHF im Hoch auf bis jetzt 1.156,50 CHF. Wir gehen auf der Ebene 1.000 CHF in Position für Neu- oder Zukäufe.  

EUROPA: SONOVA


SONOVA setzt die technologischen KI-Maßstäbe.

Die Schweizer Nummer 1 bei Hörgeräten ist bekannt für ihre Innovationskraft. Wir hatten dem in AB 48/23 vorgegriffen, was richtig war. Jetzt ließ man die Katze nach fünf Jahren Entwicklungszeit aus dem Sack. Das neue Phonak Infinio Sphere arbeitet mit einem speziellen Computerchip, der in Echtzeit KI anwendet. 

SONOVA stellt das neue Produkt auf eine Ebene mit der Einführung des ersten digitalen Hörgeräts vor über zwei Jahrzehnten. Die neue Technologie erlaubt es nun auch Menschen mit starkem Hörverlust, Gesprächen in komplexen und lauten Umgebungen zu folgen, indem sie via KI Umgebungsgeräusche herausfiltert und die Sprache klar verständlich macht. Daraus resultiert ein technologischer Vorsprung zur Konkurrenz mit dem Potenzial von Marktanteilsgewinnen. KGV 23,5 per 2025 geht in Ordnung. Unser im November formuliertes Ziel ist auf 340 CHF auszuweiten. (VS)

Resümee: Entweder deutliche Korrektur oder hinreichender Grund für Stabilität im Trend. Darin liegen die zwei Alternativen für aktuelle Investments im Umfeld völlig unklarer Schritte aller Notenbanken in ihren monetären Entscheidungen. 

WALL STREET:


Der Rückbau der Tech-Blase läuft und lässt sich nachvollziehen.

Darin liegt das technische Risiko des gesamten Marktes. 

Was lässt sich im Trend denken? Der Rückbau der großen Fonds läuft ähnlich, wie es Warren Buffett schon vorgemacht hat: Schrittweise, aber nicht ohne Überraschungen. Denn erkennbar ist, dass die Ertragsstärke dieser großen Techs für hohen Cashflow sorgt, aber die Zuwachsrate wird flacher. Daran hängen jedoch die verschiedenen Hochrechnungen und Prognosen der Analysten. In der nächsten Berichtssaison dürfte dies schon griffiger werden. Das kostet schnell mal 10 % Tagesverlust, macht aber locker 50 oder sogar 100 Mrd. $ Marktwert für das jeweilige Unternehmen aus. Der Gesamtwert ist bekannt: Runde 2,5 bis 3 Bio. $ sind noch zu verbrennen. 

Alle Banken sind sorgfältig daran interessiert, einen Crash in einem dieser Titel zu vermeiden. Der Rückzug von Warren Buffett ist der beste Beweis dafür: Sein APPLE-Verkauf betrug rd. 80 Mrd. $ und der Markt reagiert darauf mit 2 % Tagesverlust. Das nennt man relative Stärke.   

WALL STREET: DELL


Chips oder PC lautet die aktuelle Wette für die nächsten Tech-Trends.

KI ist der Aufhänger als technischer Sachbegriff und alle hängen sich daran auf, wer die nächste NVIDIA ist. Die Chiparchitektur von ARM HOLDINGS ist der gemeinsame Maßstab. Die andere Seite betrifft die PCs.

Im Zuge der Pandemie wurden umfangreiche Lagerbestände für PCs aufgebaut, um die damalige Nachfrage zu decken. Daraus resultierte die anschließende Schwäche der PC-Hersteller mit hohen Lagerbeständen. Sie gelten nach Umfragen als abgebaut. Der neue Trend bezieht sich auf KI: Nach Analysen von Gartner dürften etwa die Hälfte aller weltweit verwendeten PCs den technischen Kriterien der KI-Anwendung nicht entsprechen. Da ein Umbau nicht möglich ist, bedeutet dies Kauf eines neuen PCs. Das gilt insbesondere für die gewerbliche Verwendung. HP als größter und DELL als Nr. zwei preisten dies teilweise schon ein, wurden aber von der technischen Schwäche voll erwischt. DELL am stärksten. In HP sind wir bereits investiert. DELL bietet die kürzliche Korrektur zum Einstieg an. Die nächsten brauchbaren Zahlen für beide gibt es erst im Januar oder aber als Vorgriff im Zuge des Weihnachtsgeschäfts. Dem greifen wir vor.

WALL STREET: LULULEMON ATHLETICA


Für die Sneaker-Anbieter waren die Olympischen Spiele eher eine Enttäuschung.

Keiner meldete besondere Erfolge im Marketing oder Absatz. Nur ADIDAS konnte seinen hohen Stand behaupten. NIKE und PUMA waren abgestürzt (siehe auch S. 4). 

LULULEMON avancierte einst zu einem neuen Standard in Mode und Qualität für Sneaker und in der Werbung mit der Verwendung von Labels. Das ging schief. Aus 420 wurden bis jetzt 200 $ und somit deutlich mehr als die berühmte Halbierung. NIKE begleitete dies als Nr. 1 mit einer Beinahe-Halbierung, wozu noch etwa 10 $ fehlen. Das ergibt den klassischen Fall eines Turnarounds, aber mit veränderten Vorzeichen in der Wahrnehmung: Die alten Marken sind nicht mehr zwingend die neuen Gewinner, weil Alternativen in Luxus und Stil nicht mehr von den Omas und Opas geprägt werden, sondern von den 15-Jährigen. LULULEMON ist ein Erstversuch. 

WALL STREET: STARBUCKS


STARBUCKS tauscht erneut den CEO aus und wurde mit 24,5 % Kursplus belohnt.

Die Chancen stehen gut, dass der Übergang diesmal wirklich funktioniert. 

2018 hatte Gründer/CEO Howard Schultz (geb. 1953) an Kevin Johnson übergeben, der bis April 2022 durchhielt. Schulz kam als Interims-Chef zurück und holte den RECKITT-CEO Laxman Narasimhan. Der Ingenieur wurde zunächst Co-Chef, dann trat Schultz im März 2023 erneut ab. Doch der Umsatz stagnierte, Investoren verlangten vehement Änderungen und auch Schultz zeigte sich ungeduldig. Am Dienstag wurde der CEO mit sofortiger Wirkung abgesetzt.

Am 9. September übernimmt Brian Niccol als CEO und Chairman, er braucht keine Schonfrist: Niccol leitete drei Jahre lang Taco Bell und seit 2018 CHIPOTLE MEXICAN GRILL, dortige Bilanz: Zwei Krisen bewältigt, Umsatz fast verdoppelt, Gewinn versechsfacht und + 800 % beim Aktienkurs. Analysten äußerten sich positiv zum neuen CEO. Wir halten die STARBUCKS-Position gerade jetzt weiter, Nachkäufe bieten sich an. (HG)

WALL STREET: HOME DEPOT

Beim Zahlentermin dieser Woche hat HOME DEPOT die Erwartungen heruntergekühlt.

CFO Richard McPhail wies auf die Kreditzurückhaltung der Verbraucher seit Mitte 2023 für Hauskauf und Renovierungsprojekte hin. 

Im jüngsten Quartal sei eine grundsätzliche Konsumzurückhaltung hinzugekommen. Auf dieser Basis rechnet der Konzern nun beim vergleichbaren Umsatz im Geschäftsjahr mit einem Rückgang um 3 bis 4 %. Zuvor hatte man eine Schrumpfung um 1 % angesetzt. Die Akquisition von SRS Distribution (Verkauf spezieller Baustoffe an professionelle Handwerker) und die 53. Woche im aktuellen Fiskaljahr sorgen für ein nominelles Umsatzplus von 2,5 bis 3,5 %. HOME DEPOT bleibt eine Halteposition. (HG)

GOLD

Gold bleibt im Trend.

Alle Daten dazu gaben wir bereits vor. Daran ändert sich fundamental nichts, aber die Stimmung könnte sich aufheizen. Die Marschrichtung 3.000 $ je Feinunze ist die Realität. 

DISPOSITIONEN

DISPOSITIONEN

Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende. (Demokrit)


Herzlichst Ihr

(Hans A. Bernecker)

IMPRESSUM

IMPRESSUM

Verlag: Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH, Schiessstr. 55, 40549 Düsseldorf; GF: Michael Hüsgen, AG Düsseldorf HRB 88070
Abo-/Leser-Service: Bernecker Börsenbriefe, Westerfeldstr. 19, 32758 Detmold, Tel.: 0211.86417-40, Fax: -46, Mail: abo@bernecker.info

Die Actien-Börse erscheint wöchentlich. Vervielfältigung und Weiterverbreitung sind nicht erlaubt. Kein Teil darf (auch nicht auszugsweise) ohne unsere ausdrückliche vorherige schriftliche Zustimmung auf elektronische oder sonstige Weise an Dritte übermittelt, vervielfältigt oder so gespeichert werden, dass Dritte auf sie zugreifen können. Jede im Bereich eines gewerblichen Unternehmens veranlasste (auch auszugsweise) Kopie, Übermittlung oder Zugänglichmachung für Dritte verpflichtet zum Schadensersatz. Dies gilt auch für die ohne unsere Zustimmung erfolgte Weiterverbreitung. ALLE RECHTE VORBEHALTEN. Der Inhalt ist ohne Gewähr. Alle Informationen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Sie dienen der aktuellen Information und journalistischen Veröffentlichung ohne letzte Verbindlichkeit; die Informationen stellen insbesondere keine individuelle Beratung oder Empfehlung dar und begründen keine Haftung. Die vergangene Entwicklung besprochener Finanzinstrumente ist nicht notwendigerweise maßgeblich für die künftige Performance. Risikohinweis: Alle Börsen- und Anlagegeschäfte sind grundsätzlich mit Risiken verbunden. Verluste (bis hin zum Totalverlust) können nicht ausgeschlossen werden. Der Leser sollte die von den Banken herausgegebene Informationsschrift „Basisinformationen über Wertpapiere und weitere Kapitalanlagen“ sorgfältig gelesen und verstanden haben. Weitere rechtliche Hinweise finden Sie auf unserer Internetseite www.bernecker.info unter RECHTLICHES > Impressum / AGB. Kurs-Charts werden zum Großteil mit Unterstützung von Tai-Pan und Stock3 erstellt. Infos: https://inside.stock3.com/events/bernecker, https://tai-pan.lp-software.de/bernecker