Wie vor 50 Jahren schon einmal:
Laut "Spiegel" war VW damals pleite. Die gleiche Headline könnte der Spiegel heute wiederholen. Die tollsten Kombinationen in den Medien sorgen für Nervosität, aber sie belegen Sachverstand. Konkret:
Ab 1972/73 verdiente VW mit dem Käfer nur noch rd. 2 DM pro Auto, praktisch null. Aber das Werk Wolfsburg musste erhalten bleiben, weil davon ganz Wolfsburg abhing und mithin eine Sanierung schwierig wurde. Aber: VW arbeitet mit einem rechtlichen Sonderstatus, einem eigenen Tarifvertrag und klarer Kontrolle von Regierung (Niedersachsen), IG Metall und dem Betriebsrat. In allen Gremien (Vorstand wie AR) hat die soziale Seite immer eine Stimme Mehrheit. Erst signifikante Meinungsäußerungen in der Politik (Hannover) bewirkten eindeutige Änderungen in den Betriebsabläufen inklusive vielfältiger Arbeitserleichterungen. Und erst die Änderung des Produkts brachte die Wende: Vom Käfer zum Golf. Die Marktlage:
VW und die anderen zwei deutschen Marken verlieren in den wichtigsten Automärkten erkennbar. Aber auch TOYOTA und HYUNDAI treten auf der Stelle und nur BYD gewinnt deutlich. Alles zusammen in rd. 5 Jahren. VW wollte seine Marktposition in China dadurch erhalten, dass es die E-Mobilität deutlich ausbaut. Das gelingt nicht, weil alle China-Konkurrenten ungleich effizienter billige Produkte als Massenware in den Markt drücken. VW verliert damit in Prozenten der Marktanteile, aber nicht zwingend in den Stückzahlen. Auf die Neuverteilung der Kosten kommt es deshalb an, um die Gesamtrentabilität des Konzerns zu sichern. Es geht unverändert um 30.000 Jobs.
VW verdient im Moment 0,3 bis 0,5 % netto an jedem Pkw. Die zurzeit herumgereichten Margen sind rechnerische Größen ohne Nachhaltigkeit. Sie stammen aus der Quer-Subventionierung im Konzern. Dem steht die Börse gegenüber: 1973 notierte die Aktie bei 52 DM für 50 DM nominal (Stücknotiz). Der rechnerische Buchwert erreichte damals 110 bis 120 DM (AK plus Rücklagen). Der aktuelle Buchwert nach neuer Rechnung erreicht zurzeit 366 € je Aktie bei einem Börsenkurs von rd. 90 €. In beiden Fällen ergab sich ein KUV-Verhältnis von rd. 0,2. Weniger geht nicht.
Was ist daraus zu machen? Es wird eine politische Wette erster Ordnung, wie in einem Industrieland mit logischen Konsequenzen im Denken und faktischen Ergebnissen in der Technik das Comeback gelingt. Wenig bekannt: Der entscheidende Politiker in Hannover war damals Ernst Albrecht. Er ist der Vater der aktuellen EU-Kommissarin Ursula von der Leyen, die es in der Hand hat, die entscheidende EU-Frage zu lösen: Verzicht auf das Verbrenner-Ende?
Wir wagen die VW-Wette, so wie ab 1973, mit dem genannten Erwartungspotenzial von mindestens 100 % in der ersten Stufe.