Sie lesen die Ausgabe: Frankfurter Börsenbrief vom 07.11.2024

Nr. 45/24 Frankfurter Börsenbrief

Bernecker Briefkopf
Actienboerse Briefkopf

Zur aktuellen Marktlage


Seit dem 8. November 1954 ist der Frankfurter Börsenbrief die sichtbare Beratung - seit nun fast exakt 70 Jahren.

Kein Börsianer kann darauf verzichten, weil darin Wissen und Erfahrung steckt. Der Frankfurter Börsenbrief eröffnete damals wie heute eine Wende in den Köpfen. 

Die amerikanische Wende wurde in dieser Woche vollzogen. Ob daraus eine wirkliche Wende wird, muss sich noch zeigen. Das zweitgrößte Industrieland der Welt, China, bestätigt soeben, was allseits bezweifelt worden ist, nämlich eine wirkliche ökonomische Wende mit Langzeitcharakter. Die Grafik rechts ist der Beleg. 

Die nächsten zwei Wenden sind unmittelbar absehbar. In Washington ist man sicher, dass die Amerikaner den Ukraine-Konflikt zügig und schnell beenden wollen. Das militärische Patt ist klar, doch wer zieht als Erster die politische Konsequenz? Die Folgen sind für Europa und insbesondere Deutschland ein Wendepunkt erster Klasse, nämlich für die Veränderung der Rahmenbedingungen der deutschen Energieversorgung. In diesem Punkt steht Deutschland unmittelbar vor einer Konjunkturwende, mit der so gut wie niemand rechnet und alle heftig jammern. Schließlich:

Dem Lindner-Papier folgte dessen Entlassung als Minister und damit das Aus für die Ampel. Das markiert den politischen Wendepunkt in Deutschland mit der Perspektive auf eine bürgerliche Regierung. Was folgt? Eine Kehrtwende in den Köpfen, sowohl politisch als auch faktisch, und in der Regel mit einer größeren Dynamik verbunden. Dass es zu diesen Wenden kommt, ist kein Zufall. Die meisten Termine waren vorgeplant, insbesondere die Wahlen, aber zunehmend auch die Sicht auf das, was nötig ist. 
  
Alle Börsen des Westens notieren auf Top-Niveau. Sie haben diese Entwicklungen offensichtlich vorausgesehen und eingepreist. Wie dies weiterführt, wird sich noch zeigen. Aber der Beleg ist unstrittig. Nur China hat eine Baisse hinter sich und enthält in seiner Wende den größten Hebel. Unsere Einschätzung dazu war richtig. 

Mit freundlichen Grüßen 

Hans A. Bernecker

Inhalt:

Trump is back!: US-Small Caps profitieren
Übernahmewelle: Ist Aurubis der Nächste?
Revvity: Health Science im Umbruch
Schroders: Abgetaucht
Siemens: Neue Rekorde sind greifbar
Globalstar: Dank Apple im Höhenflug
SES: Fusion bringt neue Hoffnung
BCP/BAWAG: Die Renditemaschinen
Musterdepots: Neukauf geplant

Meinungen, Kombinationen, Spekulationen


Trump is back. Wer profitiert?

Die US-Wahl hat lange Schatten vorausgeworfen. Kurz vor Redaktionsschluss ist ohne offizielle Bestätigung bereits absehbar, dass Donald Trump als großer Wahlsieger eine zweite Amtszeit bekommen wird.

Die ersten Kursreaktionen sprechen für sich: Die wichtigsten US-Indizes S&P 500 und Dow Jones legten um rd. 2 % zu, der Russell 2000 und der S&P 400 gut 6 % bzw. fast 5 % - Small  und Mid Caps sind die Gewinner der Stunde. Hintergrund ist die Erwartung an ein stärkeres Inlandswachstum, eine verstärkte M&A-Aktivität, die Hoffnung auf niedrigere Unternehmenssteuern und eine weitere Entbürokratisierung. Die relative Underperformance von Small/Mid Cap gegenüber den Bluechips hatten wir bereits des Öfteren angesprochen. Die Performance-Schere, die in den vergangenen zwei Jahren aufgemacht wurde, wird sich wieder schließen.


Das lässt sich auch bewertungstechnisch rechtfertigen.

Der Small/Mid Cap-Sektor kommt auf ein laufendes KGV von 16 gegenüber 22 beim S&P 500. In der Vergangenheit waren die Werte aus der zweiten Reihe üblicherweise höher bewertet. Der einfachste Weg, das Erholungsszenario im US-KMU-Segment zu spielen, ist ein entsprechender ETF. Hier bietet sich beispielhaft der Invesco S&P SmallCap 600 UCITS ETF an. Das Produkt bildet den S&P SmallCap 600 Index nach, sodass es Zugang zu den 600 im Index vertretenen US-Small Caps bietet. Die Gesamtkostenquote des ETF liegt bei 0,14 % p. a., damit ist der ETF auch der kostenmäßig günstigste in der Kategorie. Dividendenerträge im ETF werden reinvestiert. Das Papier ist auch sparplanfähig. Der am 28. Januar 2019 aufgelegte ETF ist mit einem Fondsvolumen von 94  Mio. € relativ klein. (MH)

Übernahmeversuch bei Aurubis?

Die Ankündigung eines freiwilligen Übernahmeangebots für Salzgitter war einer der Paukenschläge der Woche. Am Markt wird allerdings gerätselt, ob die Bieter, die GP Günter Papenburg AG und die TSR Recycling GmbH & Co. KG, vordergründig am ertragsschwachen Stahlkonzern interessiert sind oder doch eher an dessen 30 %-Tochter Aurubis. Aurubis ist im Bereich Recycling aktiv, was zu der zu Remondis gehörenden TSR Recycling passen würde.
Man kann davon ausgehen, das die Gerüchteküche in den nächsten Wochen weiter hochkochen wird. Zumal der Drogerieunternehmer Dirk Rossmann, der aktuell rd. 15 % der Stimmrechte über Aktien und Derivate an Aurubis hält, frisch aufgestockt hat. Weitere Stimmrechtsmeldungen kamen zuletzt von Goldman Sachs über knapp 12 % vorwiegend über Derivate und von SIH Partners über rd. 10 %, ebenfalls weitgehend über Derivate.
Diese Häufung kann Zufall sein, was angesichts der jüngsten News aber eher unwahrscheinlich ist. Es gab bereits die Spekulation, dass Salzgitter zusammen mit Finanzinvestor Apollo die Übernahme von Aurubis plant. Das Thema ist heiß, daher sollte man einen Fuß in die Tür stellen. (MH) 


Revvity: Health Science im Umbruch

Unter dem Namen Revvity wird ein wesentlicher Teil der früheren PerkinElmer fortgeführt. Dieser Konzern war noch vor wenigen Jahren allzu breit aufgestellt, eine Spezialisierung bot sich an. So wurde im März 2023 der Bereich Enterprise Service/Food abgespalten. Gemessen am Umsatz wurde ein Drittel der Aktivitäten veräußert. Diese erhielt für 2,45 Mrd. $ die Private Equity-Adresse New Mountain Capital. Der weltbekannte Name wurde mitverkauft. Das fortgeführte, interessantere Geschäft trägt nun den Kunstnamen Revvity (etwa: revitalisieren, neu beleben). Die verbliebenen Bereiche Life Science und Diagnostics bedienen mit ihrer Produktpalette das gesamte Spektrum von Forschung & Entwicklung bis hin zur Therapie. Zur Kundschaft gehören Pharma- und Biotech-Industrie, Diagnostiklabore bis hin zu Hochschulen und Behörden.

In diesem Jahr hat das verschlankte Unternehmen das Tempo der eigenen Neuausrichtung angezogen. Dies betrifft Maßnahmen zur Steigerung der operativen Effizienz und ebenso der Vertriebslogistik. Laut CFO Max Krakowiak stehen dabei mehrjährige große Investitionen im Vordergrund. Auch das Ziel des erneuten Wachstums mit gesunder Mischung aus Zukäufen und organischem Wachstum wird weiterverfolgt. Das Portfolio soll „frisch“ bleiben: Zu gut 60 % sind Produkte und Services weniger als fünf Jahre im Sortiment. 
Als Chancenbereich greifen wir einen Unterpunkt in der Diagnose heraus. Dies ist das Schwerpunktthema Untersuchung von Neugeborenen (newborn screenings). Hier sieht der Konzern eine Reihe von Akquisitionsmöglichkeiten in verschiedenen Ländern. Expansionserfahrungen hat man schon in Ägypten, Indonesien und auf den Philippinen gesammelt. Bei einer Langfristverschuldung von 3 Mrd. $ ist davon auszugehen, dass zunächst eher kleinere Unternehmen zugekauft werden. 

Das frische Zahlenwerk (4.11.) beleuchtet das dritte Quartal: Es brachte 2 % organisches Wachstum auf 684 Mio. $ und 1,28 $ bereinigten Gewinn je Aktie (unbereinigt: 0,77 $). Für das Gesamtjahr zielt man auf 2,75 Mrd. $ Umsatz und einen bereinigten Gewinn von 4,83 bis 4,87 $. Ein KUV 5,6 und KGV 25 wirken teuer, andererseits: Der neue Aktienrückkauf für 1 Mrd. $ lieferte ein starkes Signal. Vor dem Investorentag (21. November) setzen wir ein Abstauberlimit. (HG)


Schroders: Schnell abgetaucht

Der britische Vermögensverwalter meldete ein Rekordvolumen: 777 Mrd. GBP AuM (Assets under Management) Ende September. Im Detail irritierten aber Abflüsse im Zusammenhang mit volatilen chinesischen Börsen. Auch der anstehende doppelte Personalwechsel (CEO und CFO) kam nicht gut an und die Schroders-Aktie verlor 10 %. Einstieg daher vorerst nur per Stop-Buy. (HG)

Thema der Woche


Siemens: Rekordkurs

Nachdem Siemens die Übernahme des US-Softwareunternehmens Altair für 10 Milliarden $ in bar angekündigt hat, rückt der Markt für Electronic Design Automation (EDA) und Product Lifecycle Management (PLM) Simulation in den Fokus. Drei Player teilen den Markt unter sich auf, neben Siemens sind das Cadence Design Systems und Synopsys. Ein Wachstumstreiber für die Branche insbesondere bei bei EDA-Lösungen sind die stetig wachsenden Anforderungen an die Leistungsfähigkeit und Komplexität von Halbleiterchips, insbesondere durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen, was die Nachfrage nach leistungsstarken IC-Designs und damit nach EDA-Werkzeugen erhöht.

Für Siemens ist vor allem der Bereich PLM-Simulation (ein Markt mit einem Volumen von ca. 10 Mrd. $) und EDA-Simulation (mit einem Marktpotenzial von 6 Mrd. $) relevant. Für Siemens bedeutet die Integration von Altair eine Verstärkung der Marktposition auf Platz zwei im Bereich Software für EDA-/PLM-Simulation hinter Synopsys und vor Cadence. Siemens plant Synergien sowohl beim Umsatz als auch bei den Kosten. Die Kostensynergien werden zwei Jahre nach Abschluss des Deals mindestens 150 Mio. $ pro Jahr betragen, die Umsatzsynergien werden langfristig auf über 1 Mrd. $ jährlich geschätzt.

Zusammen mit Altair positioniert sich Siemens auch stärker im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI). Altairs Schwerpunkte liegen im Bereich Simulation/Analyse (70 % des Umsatzes), Datenanalyse/KI (15 %) und Hochleistungsrechner (15 %). Von rd. 650 Mio. $ Umsatz im Geschäftsjahr 2024 sind 550 Mio. $ wiederkehrende Umsätze (ARR), bei operativen Margen von etwa 21 %. Damit ist die Stoßrichtung für Siemens im Bereich der industriellen Automatisierung deutlich: Der Fokus auf Software bringt Effizienzgewinne und reduziert die Abhängigkeit von konjunkturellen Schwankungen. Diesen Weg gehen auch Wettbewerber wie Rockwell Automation oder Emerson Electric.


Siemens wird auf Sicht zu einem Digitalkonzern.

Dass der Verkauf von Anteilen an Siemens Energy und Siemens Healthineers zur Kaufpreiszahlung herangezogen wird, ist anzunehmen. Der bereits beschlossene Verkauf von Innomotics mit einem Unternehmenswert von 3,5 Mrd. € wird im ersten Quartal 2025 verbucht und hilft ebenso. Die Aktie hat ein neues Hoch markiert und ein technisches Kaufsignal generiert, damit spricht die Markttechnik schon einmal für einen Kauf. Bei der Bewertung hat Siemens ebenso noch Luft nach oben. Die Vergleichsunternehmen (siehe Tabelle) rekrutieren sich aus der Automatisierungstechnik und dem EDA-/PLM-Umfeld. Gemessen an den Mittelwerten bei KGV und EV/EBITDA ist Siemens zwischen 40 und 50 % unterbewertet. Aufgrund der hohen Bewertung von Synopsys und Cadence ist ein Puffer einzukalkulieren. Dennoch lassen sich für die Siemens-Aktie rd. 25 % Kurschance leicht rechnen. Wir nehmen die Aktie daher neu auf die Empfehlungsliste. (MH)

INTERNATIONAL


Globalstar dank Apple im Höhenflug

Globalstar im Höhenflug. Die Aktie ist seit Tagen im Rallymodus, nachdem der Satellitenbetreiber einen erweiterten Vertrag mit Apple melden konnte. Dieser sieht vor, dass Globalstar Apple künftig mit einem erweiterten Satellitennetzwerk unterstützt, welches eine neue Satellitenkonstellation und zusätzliche Bodeninfrastruktur umfasst. Diese neue Infrastruktur wird über die Tochter Globalstar SPE betrieben. Apple plant, bis zu 1,1 Mrd. $ im Voraus für Infrastruktur zu zahlen und eine bisher ungenannte Summe, damit Globalstar seine bis 2029 ausstehenden Anleihen (Volumen 200 Mio. $) ablösen kann. Zudem investiert Apple weitere 400 Mio. $ in Globalstar SPE, womit es sich 20 % des Eigenkapitals sichert.
Was die Frage aufwirft, ob hier womöglich irgendwann eine Übernahme im Raum stehen könnte. Mit dem jetzigen finanziellen Engagement hat jedenfalls Apple indirekt schon das Sagen. Globalstar selbst rechnet nach dem Ausbau des Netzwerks mit einer Verdopplung des Jahresumsatzes. Globalstar wird im Dezember einen Investorentag abhalten, um weitere Details zur Wachstumsstrategie zu präsentieren. 
Der starke Kurssprung ist in diesem Rahmen nachvollziehbar, zumal die Aktie von Globalstar weiterhin noch weit weg ist von ihren alten Hochs. Diese lagen bei rund 4,50 $. Der Kurs könnte sich also noch mehr als verdoppeln. Wir empfehlen eine Position. (CM)


SES: Fusion bringt neue Hoffnung

Der europäische Anbieter SES steht dagegen derzeit mächtig unter Druck. Die geplante 3,1-Mrd.-$-Übernahme von Intelsat, welche die beiden Satellitenbetreiber zu einem Giganten im geostationären Orbit machen soll, sorgt bei Investoren für gemischte Gefühle. Das Geschäft bringt zwar Potenzial, doch vorerst bremst die Fusion viele Wachstumspläne. SES und Intelsat müssen zunächst etliche regulatorischen Hürden nehmen und sich wahrscheinlich durch eine lange Integrationsphase kämpfen. Hinzu kommt der hart umkämpfte Satellitenmarkt, in dem SES auf wachsende Konkurrenz aus dem Low-Earth-Orbit (LEO) trifft. Unternehmen wie Elon Musks Starlink und Amazons Kuiper setzen SES gehörig zu, da sie mit ihren LEO-Satelliten aggressive Preise und kürzere Latenzzeiten bieten. SES bleibt trotz allem optimistisch, hofft, durch den Zusammenschluss mit dem US-Anbieter Intelsat die nötige Schlagkraft für den Wettbewerb zu gewinnen. Vor allem der Regierungssektor verspricht starkes Wachstum. So gaben 2023 die USA fast 40 Mrd. $ für Verteidigungs- und Sicherheitsaktivitäten im All aus. Frankreich als größter europäischer Auftraggeber war mit über 1 Mrd. $ dabei. 
Aktuell ist SES eine spekulative Wette darauf, dass die Fusion funktioniert und man sowohl in Europa als auch den USA eine Führungsrolle einnehmen kann. Risikobewusste Anleger setzen auf den überfälligen technischen Rebound. (CM)

EUROPA


Banco Comercial de Português: Renditemaschine

Den Bankenexoten Banco Comercial Português (kurz: BCP) hatten wir in FB 43/2024 mit dem Ausblick auf das Strategieupdate ins Spiel gebracht. Die größte portugiesische Universalbank - der aktuelle Börsenwert beläuft sich auf 7 Mrd. € - hat dabei geliefert wie avisiert. Die BCP erzielte im 3. Quartal einen Nettogewinn von 229 Mio. € und damit gut 4 % mehr als die Konsenserwartung von 219 Mio. €. Die Eigenkapitalrendite erreichte 13,8 %, die harte Kernkapitalquote (CET1) lag bei 16,5 %. Wir heben unser Kursziel an.

Zu den wichtigsten Zielen für den Zeitraum 2025 bis 2028 gehören eine Kernkapitalquote von >13,5 % und ein Rückfluss an die Aktionäre von bis zu 75 % des Gesamtergebnisses, das die Bank selbst auf kumuliert 4 bis 4,5 Mrd. € taxiert. Die genannten 75 % setzten sich aus 50 % über eine Dividende und bis zu 25 % per Aktienrückkäufen zusammen. Bei den Wachstumsambitionen hat man sich ein durchschnittliches Kreditwachstum von rd. 6 % pro Jahr vorgenommen - vornehmlich fokussiert auf Kredite mit höherer Verzinsung an KMU - sowie ein Wachstum von rd. 5 % bei Kundengeldern. Insgesamt will man die jährlichen Einnahmen um 5 bis 6 % steigern. 

Die formulierten Ziele entsprechen weitgehend dem, was wir in Aussicht gestellt hatten. Als positive Überraschung sind allerdings die Ziele beim Nettogewinn zu sehen. Im Mittel der Prognosespanne liegt die BCP mit ihrer Guidance um 13 % über den Analystenerwartungen, welche kumuliert mit lediglich knapp 3,8 Mrd. € rechnen. 75 % Ausschüttungsquote würde wiederum bedeuten, dass die Portugiesen 45 % des Börsenwertes an die Aktionäre auskehren. Mit ihren Ausschüttungszielen ist die BCP zudem nicht an ihre Grenzen gegangen, es ist davon auszugehen, dass weiteres Überschusskapital vorhanden sein wird. Rechnet man die Gewinne von 4,25 Mrd. € im Zeitraum 2025 bis 2028 unter Berücksichtigung von 75 % Ausschüttungsquote auf das Kernkapital hoch, kommt man per Ende 2028 auf ein Kernkapital von rd. 7,5 Mrd. €. Unterstellt man zudem die prognostizierten 6 % Kreditwachstum, werden die risikogewichteten Kredite bis 2028 auf ca. 50,1 Mrd. € steigen. Das würde einer Kernkapitalquote von 14,9 % per Ende 2028 entsprechen, was 1,4 Prozentpunkte über dem Mindestziel liegt, sodass unter den getroffenen Annahmen mehr als 700 Mio. € oder 10 % des Börsenwertes Ende 2028 als kumuliertes Überschusskapital zur Verfügung stehen werden. 

Dieses Rechenspiel untermauert lediglich die konservative Zielformulierung. KGV 7 per 2024 und 6,5 % Dividendenrendite untermauern unsere Kauf-Empfehlung. Damit hat der Wert bis 0,60 € Luft, was gut 30 % Kurschance entspricht. (MH)


BAWAG: Doppelte „7“

Ein ähnlich gelagerter renditestarker Fall kommt aus Österreich: BAWAG. Die viertgrößte Bank Österreichs ist mit Marken wie easybank, easyleasing und start:bausparkasse in Österreich, Südwestbank, BFL Leasing, Health Coevo und start:bausparkasse in Deutschland sowie der Zahnärztekasse in der Schweiz eine der kapitalstärksten Bankengruppen in der DACH-Region. 

Im Unterschied zur portugiesischen BCP setzen die Österreicher beim Wachstum auf Akquisitionen. Zuletzt machte man mit den Übernahmen des deutschen Konsumentenkreditgeschäfts von Barclays und der niederländischen Onlinebank Knab auf sich aufmerksam. Durch die beiden Übernahmen wird der Nettozinsertrag im kommenden Jahr um 32 % auf 1,7 Mrd. € wachsen.

Eine Kernkapitalquote von 17,2 % im 3. Quartal bietet eine starke Basis für weitere Wachstumsinvestitionen. Mit der soliden Entwicklung im laufenden Jahr ist absehbar, dass die BAWAG das Ziel bei der Kernkapitalquote von > 14 % für 2024 übertreffen wird, wenn man die beiden angekündigten Akquisitionen mit einberechnet. 

Der jüngste Ausblick nach Zahlen Ende Oktober konnte überzeugen. Das Unternehmen plant, 2024 einen Gewinn je Aktie von 9,22 € zu erzielen. In den Folgejahren ist mit einer weiteren Steigerung auf 11,03 € für 2025 und 12,31 € für 2026 zu rechnen. Die Gruppe ist für Eigenkapitalrenditen von 20 bis 22 % gut, gleichzeitig ist die Bank für ein solides Risikomanagement bekannt. Man fokussiert sich verstärkt auf das weniger risikoreiche Segment der Retail- und KMU-Kredite, das bis 2025 etwa 75 % des Kreditportfolios ausmachen soll. 

Das erwartete Gewinnwachstum ermöglicht Free-Cashflow-Renditen von > 15 %, was der BAWAG wiederum die Möglichkeit gibt, jährlich 55 % des Gewinns in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen in Höhe von 300 Mio. bis 400 Mio. € auszuschütten. Ein KGV von 7 für 2025 und 7 % Dividendenrendite sind klare Kaufargumente. Neue Hochs sind bei der Aktie lediglich eine Frage der Zeit. Wer auf solide Rendite steht, liegt bei BAWAG richtig. (MH)

Anleihen, ETFs & Co


Qualcomm wieder überzeugend

Qualcomm legte erneut überzeugende Zahlen vor. Im 4. Quartal erzielte der Chiphersteller einen bereinigten Gewinn von 2,69 $ pro Aktie, bei einem Umsatz von 10,24 Mrd. $ - ein Plus von 19 % im Vergleich zum Vorjahr. Analysten hatten zuvor einen geringeren Gewinn von 2,57 $ pro Aktie bei einem Umsatz von 9,93 Mrd. $ erwartet. Besonders starke Zahlen lieferte Qualcomms größte Sparte QCT mit einem Umsatzplus von 18 % auf 8,678 Mrd. $. Die Umsatzsteigerungen in den Segmenten Handsets (+ 12 %), Automotive (+ 68 %) und IoT (+ 22 %) konnten sich natürlich auch sehen lassen. Für das erste Quartal im neuen Geschäftsjahr 2025 erwartet das Unternehmen einen Gewinn von 2,85 bis 3,05 $ pro Aktie und einen Umsatz zwischen 10,5 und 11,3 Mrd. $, was die Analystenprognosen von 2,81 $ und 10,54 Mrd. $ übertreffen würde. 
Qualcomm gibt am Investorentag am 19. November detaillierte Einblicke in die zukünftige Wachstumsstrategie. Nachvollziehbar rückt das die Aktie von Qualcomm erneut in ein positives Licht. Für Anleger, die konservativer ausgerichtet sind, bieten sich aber auch Anleihen von Qualcomm an. Insbesondere deshalb, weil in den letzten Wochen auch vor dem Hintergrund der US-Wahlen stärkere Kursverluste zu verzeichnen waren. Wir präferieren hier eine Anleihe mit Laufzeit bis 2045 und einer Rendite von 5,58 %. (CM)

KONSERVATIVES MUSTERDEPOT

Depot:


SPEKULATIVES MUSTERDEPOT

Hinweis:

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Kontron legt nach starken Q3-Zahlen prozentual zweistellig zu.

Der IoT-Spezialist verzeichnete im Septemberquartal ein Umsatzwachstum um 45 % auf knapp 428 Mio. €, hauptsächlich aufgrund der Konsolidierung von Katek. Das EBITDA legte um 70 % auf 59,4 Mio. € zu. Getragen wurde die gute Ergebnisentwicklung von der starken Entwicklung im Segment „Software & Solutions“ (+ 88 %), das mit einer EBITDA-Marge von 30,3 % glänzt, und der nahezu abgeschlossenen Integration von Katek. Auf Quartalsebene lag Kontron bei der Bruttomarge bereits auf dem Niveau, das man inklusive Katek bei der Übernahme für das Gesamtjahr 2025 in Aussicht gestellt hat. Damit sollten die Zweifel am Erreichen der Margenziele weichen. Für das kommende Jahr dürfte nichts anbrennen. Kontron sitzt auf 2,1 Mrd. € Auftragsbestand, das Book-to-Bill-Verhältnis von 1,3 unterstellt ein Wachstum um 30 %. Gerade im Bereich Bahntechnik für Hochgeschwindigkeitszüge, wo unter anderem das Betriebssystem Kontron OS läuft, erwartet CEO Hannes Niederhauser weitere Aufträge, die auf ca. 100 Mio. € zu taxieren sind und sich in Q4/2024 bzw. Q1/2025 materialisieren könnten. Die Jahresprognose wurde bestätigt, damit bleibt die Aktie mit einem KGV von knapp 11 für 2024 ein Kauf. 
Wir tätigen zudem einen Zukauf für das spekulative Musterdepot mit folgenden Parametern:
Kauf 150 Aurubis (WKN: 676650) auf Xetra (akt. Kurs: 77,50 €). Wir rechnen zum Xetra-Kurs am Erscheinungstag 7.11. um 15:30 Uhr ab. Gründe siehe Seite 2. (MH)

Depot:


EMPFEHLUNGSLISTE

Teil I:


Teil II:


Impressum:

Redaktion:

Markus Horntrich (verantwortlich),

Carsten Müller,

Helmut Gellermann

Verlag: Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH, Schiessstr. 55, 40549 Düsseldorf;
GF: Michael Hüsgen, AG Düsseldorf HRB 88070

Abo-/Leser-Service: Bernecker Börsenbriefe, Westerfeldstr. 19, 32758 Detmold,
Tel.: 0211.86417-40, Fax: -46, Mail: abo@bernecker.info

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