Die Aktienmärkte erweisen sich als widerstandsfähig.
Ende letzter Woche gab es einen Schreckmoment, als aus Fed-Kreisen in ungewöhnlicher Klarheit die Notwendigkeit weiterer Zinsanhebungen kommuniziert wurde. Zudem schürte der sehr robuste ADP-Arbeitsmarktbericht am vergangenen Donnerstag die Sorge vor einer Fortsetzung der restriktiven Geldpolitik. Details dazu können Sie auf Seite 2 nachlesen.
Ende dieser Woche beginnt die Quartalsberichterstattungssaison in den USA. Besonderes Augenmerk werden die Marktteilnehmer dann auf die Ausblicke der Unternehmen richten. Denn diese Perspektiven entscheiden darüber, ob die von den Analysten reduzierte Gewinnprognose für das zweite Halbjahr der Realität entspricht oder nicht. Hinweise darauf, dass die Analysten bisher zu skeptisch gewesen sein könnten, gibt es seit den Unternehmensberichten zum ersten Quartal. Sie ließen bereits durchblicken, dass die Erwartungen an die Höhe der Gewinnrückgänge zunächst übertrieben waren.
Bei den aktuellen Konjunkturdaten gibt es nur wenige Lichtblicke. Einer davon ist, dass eine harte Landung bisher ausblieb. Die restriktive Haltung bei der Kreditvergabe wirkt indes bremsend auf das Wachstum der verschuldungsorientierten US-Volkswirtschaft, was gepaart mit schwachen Industrie- und Verbrauchererwartungen durchaus ein Grund für eine ausgedehnte Konsolidierung wäre. Positiv ist aber: Die Inflation ist nach Realtime-Messung von Truflation auf 2,6 % per Anfang Juli gesunken. Das erhöht eigentlich den Spielraum der Fed, das Ende des Zinserhöhungszyklus einzuläuten. Tatsächlich hat sie aber zuletzt ungewöhnlich deutlich kommuniziert, vorerst auf dem geldpolitischen Bremspedal stehen zu bleiben.
Beim Blick auf die US-Aktienindizes sticht weiterhin die Stärke des Nasdaq 100 hervor. Er legte performancemäßig das beste Halbjahr seit 1983 aufs Parkett. Viele Anleger trauen diesem Anstieg jedoch immer weniger, was der steigende Anteil von Short-Positionen belegt. Mittlerweile überschritt deren Volumen am US-Markt die Marke von einer Billion Dollar. Die IT-Branche ist mit knapp 193 Mrd. $ der am stärksten geshortete Sektor, gefolgt von zyklischen Konsumgütern mit 169 Mrd. $ und dem Finanzsektor mit 127 Mrd. $.
Leerverkäufe werden nicht unbedingt nur getätigt, um auf fallende Kurse zu spekulieren. Mit ihnen werden auch Longpositionen gegen Kursrisiken abgesichert. Auffällig ist aber, dass sich Anleger, die explizit auf fallende Kurse setzen, jetzt nicht mehr auf Big Techs wie Apple, Tesla und Nvidia konzentrieren, sondern sich eher auf kleinere Werte verlegen. So sind die Shortpositionen auf Small Caps in den letzten 30 Tagen um 4 Mrd. $ gestiegen. Unter den stark leerverkauften Titeln befinden sich mit Arbor Realty Trust und Caretrust Reit auch zwei Unternehmen aus der Immobilienbranche.