Wir wünschen Ihnen ein erfolgreiches Börsenjahr 2023, viel Glück und beste Gesundheit.
Laut sämtlichen Umfragen der letzten drei Wochen - insbesondere bei den großen Wall Street-Häusern - liegen die pessimistischen Meinungen in den Größenordnungen zwischen 70 und 80 % an der Spitze, während die Optimisten kaum wahrzunehmen sind. Das rechtfertigt die konträre Annahme eines gewinnträchtigen Börsenjahres 2023. Allerdings stellen wir uns auf einen nachhaltigen Paradigmenwechsel aufgrund des veränderten Zinsumfeldes ein.
Das Kapital sucht sich in dieser „neuen Welt“ die rentabelsten Ziele. Diese liegen dort, wo die Verhältnisse von Gewinnen und besonders Cashflow zur Bewertung am attraktivsten sind. Der Technologiesektor gehört nicht dazu, wobei technische Erholungen auch hier in Einzelfällen ansprechende Renditen bringen werden. Das nachhaltigste Potenzial wird aber in den klassischen Sektoren liegen.
Dazu zählen besonders die Finanzwerte und der Rohstoffsektor inklusive des Ölsektors. Der Rohstoffsektor ist grundsätzlich geprägt durch Knappheiten. Investiert wurde in den letzten Jahren so gut wie gar nicht - den ESG-Kriterien sei Dank. Daraus resultierte zugleich eine über Jahre ausgeprägte Untergewichtung des gesamten Sektors. Hier beginnt ein Umdenken. Von der deutschen Presse wenig wahrgenommen wurde im Dezember der Exit von Vanguard als einem der größten Vermögensverwalter der Welt mit über 8 Bio. $ Assets under Management aus der Net Zero Asset Managers Initiative (NZAM). Diese Nachricht kann eine Art Dominoeffekt in den USA auslösen, wo die Polarisierung von ESG inzwischen ein unhaltbares Niveau erreicht hat und Kapital nicht mehr dorthin fließt, wo es am rentabelsten ist. Die massiv aufgeblähten ESG-Produkte hatten 2022 erstmals Nettoabflüsse zu verkraften.
Im Bankensektor bauen die Shortseller ihre Wetten auf fallende Kurse nun rasant ab. Hier verringerten sie im Dezember ihre weltweiten „Short-Wetten“ um 10 % auf rd. 56 Mrd. $. Nachdem die Zinsmargen insbesondere der europäischen Banken in den letzten 12 Jahren kollabiert sind, weiten sie sich nun wieder deutlich aus. Dieser Trend wird 2023 an Nachhaltigkeit gewinnen. Gleichzeitig hat der Sektor seine Risiken in Form fauler Kredite weitgehend beseitigt und die Kostenstruktur verbessert. Höhere Zinsmargen lassen nun die Gewinne explodieren. Das wiederum trifft auf tiefe Bewertungsansätze. Als Zielwerte gelten am Ende mindestens die Buchwerte.
Fazit: Sie sollten auch 2023 die klassischen Sektoren höher gewichten. Es gibt keinen fundamental nachvollziehbaren Grund mehr dafür, dass Rohstoff-, Finanz- oder Autowerte in einem neuen Zinsumfeld zu KGVs von 5 bis 8 oder Kurs-Buchwert-Verhältnissen von unter 1 gehandelt werden. Das Kapital wird sich in die Richtung bewegen, wo es am rentabelsten ist - also dorthin, wo der Cashflow in Relation zum Börsenwert sprudelt und die Dividenden „fett“ sind.