Die Bank of Japan schaltete auf den jüngsten Unfall blitzschnell.
Sie zog nach dem Minusrutsch um 25 % für den Nikkei sofort um und verzichtet auf jedes Risiko. Damit versucht sie den Markt zu beruhigen, aber noch keineswegs zu ordnen. Die Carry Trades haben eine Größenordnung von angeblich über 40 Bio. Yen als Bruttosumme aller Engagements. Etwa die Hälfte soll abgewickelt sein, der Rest ist noch offen. Wie gehabt:
Vorbild für die Carry Trades sind zwei ähnliche Fälle mit gleicher Wirkung: 1997 mit der Spekulation gegen den Thailand-Baht. 1998 machte der Hedgefonds LTCM vor, wie man mit der Theorie eines Nobelpreisträgers den ganz großen Schnitt macht: 4 Mrd. $ Eigenkapital standen für ein Portfolio von ca. 28 Mrd. $, deren Absicherung rd. 80 Mrd. $ bedurfte und das besonders kluge Investment lag in Russenanleihen. Das Ganze also dieses Mal auf Japanisch.
Die ETF-Szene wird ebenfalls nervös. Im MSCI World-Index ist die halbe Welt engagiert, insbesondere viele Kleinaktionäre. Das Schwergewicht in fast allen MSCI-Indizes sind jedoch die bekannten sieben Big Boys der Tech-Szene, die im Fall einer nur 20 bis 25 %-Korrektur glatte 4 Bio. $ verbrennen und sämtliche Indizes natürlich gravierend berühren, siehe dazu Seite 2. Es handelt sich durchweg um technische Korrekturen. Aber:
Beruhigungspredigten der Banken und Investmentberater greifen zu kurz. Die Spekulationen auf umfangreiche Zinssenkungen gingen bereits schief. Wie es weitergeht, ist völlig offen. Es ergibt sich also ein Widerspruch zwischen Erwartung und psychologischer Hoffnung und der Faktenlage aus der realen Wirtschaft. Wie spannend dies abläuft, erklären wir ebenfalls auf Seite 2 für den Fall Deutschland. Darin liegen für den Herbst beschriebene Unsicherheiten. Denn:
Die zwei Notenbanken lügen. Sie unterstellen ein Inflationsziel als Richtlinie, was in dieser Form fast unmöglich ist. Sie erklären offen, beruhigen zu wollen, schaffen aber Illusionen. Ähnlich wie vor drei Jahren verkaufen sie theoretische Thesen, die politisch gut gemeint sind, aber in der Realität nicht greifen. Politische Wunschvorstellungen gehören dazu.
Resümee: Stürmisch ist wörtlich zu nehmen. Es gibt positive und negative Aspekte, die unterschiedlich wirken, aber insgesamt den Vorteil haben, dass am Ende die Realitäten zu Aktienkursen führen, die berechenbar sind. Auf die Bewertung der militärischen Konstellationen in Nahost und der Ukraine ist in dieser Situation zu verzichten, aber wir kündigen an: Sie bleiben wichtige Begleiter der allgemeinen Wahrnehmung von Risiken im Umfeld der öffentlichen Meinung.